Heute am 20. Januar 2020 habe ich Gambia nach einer Woche wieder in Richtung Senegal verlassen. Vielleicht mag es Manche überraschen, dass ich nur so kurz in Gambia geblieben bin, aber die Vielzahl an Eindrücken waren so überwältigend, dass ich erstmal Abstand brauchte.
Meine Reise begann am 28.12. und nach einer tollen Woche mit meiner Liebsten in Marokko, dann hatte ich nur das Ziel: Gambia – so schnell wie möglich. Letztendlich ist meine Reise über 10.000 km in acht Wochen schon ein schneller Ritt in den afrikanischen Westen.
Am 12. Januar bin ich nach Gambia eingereist. Mein Ziel war das Health Center in Buniadu auf der North Bank – also nördlich des Gambia Rivers. Dort ist eine gute Freundin seit Oktober als medizinische Unterstützung vor Ort. Hinweise zum Healthcenter unter https://rdi-ev.de
Nach der freundlichen und einfachen Grenze kam gleich ein Militärposten und ich dachte das auch in Gambia nicht nur Polizei, sondern auch Militär ständige Checkpoints haben. Überrascht hat mich dann der Small Talk mit dem Soldaten- erfreulich für mich in englischer Sprache – und mit der Frage nach Herkunft und Absicht ohne Bedarf Papiere zu kontrollieren, sondern den Menschen zu sehen.
Da ich in meiner OpenStreetMap Karte eine direkte Abkürzung gesehen hatte, habe ich die berechnetet Route verlassen und bin in einem Dorf in den Busch abgebogen. Sandpiste, die immer enger wurde und die Bäume immer tiefer, mit einigen Kratzern am Fahrzeug durch das Dornengestrüpp fahre ich an einem Bauern – Bobodu – vorbei. Ich halte und der Mann begrüßt mich freundlich und schnell haben wir herausgefunden, dass wir das gleiche Ziel haben. Drei Kilometer vom Healthcenter entfernt hat er seine Felder und kennt natürlich alle im Dorf und auch meine Freundin. Er fährt mit und ich erreiche das HealthCenter.
Das Health Center
In diesem kleinen Dorf ist das Health Center schon eine bedeutende Einrichtung. Am Montag ist der Wartebereich voll mit Frauen und Ihren Kindern in allem Alter, auf Ihrem Rücken tragend oder im Hof herumspringend. Meine Freundin stellt mir alle vor, zeigt mir die einfachen Behandlungsräume und erklärt mir den Ablauf. Ich kann nicht wirklich die Tragweite der Beschwerden und Krankheiten erkennen, aber es wird schnell klar, dass hier mit wenigen Mitteln große und gute Hilfe geleistet wird. Neben der medizinischen Versorgung wird ein Brunnen für den Ort betrieben. Ein Kindergarten und eine “Primary School” sind direkt neben an. Für die „Angestellten“ gibt es einen Wohnbereich indem ich mich auch Duschen kann und Kaffee und Tee bekomme. Das HealthCenter wird von einem deutschen Verein betrieben. Das „Management“ sitzt teilweise in Deutschland und in der Hauptstadt Banjul. Während meines Besuches kam es zu einer unbeliebten Entscheidung des Managements die in Entlassungen endetet. Ich bekam die lokalen Diskussionen ein wenig mit. Hier wurde mir etwas klarer, wie schwierig es ist, solche Organisationen zu betreiben und ich fand es schade, das im Management keine Ortsvertreter sind und somit Entscheidungen mit einem Gefühl von außen getroffen werden. Ein kleiner Einblick in eines der vielen Europäischen Hilfsprojekte im Land mit deren Ansprüchen und Limitationen.
Mr. B´s Hippie Camp
Keine fünf Minuten vom Health Center betreibt der flippige Mr. B sein Camp seit 19 Jahren. Er ist hier zuhause und hat hier seinen Traum aufgebaut. Man kann dort mit dem eigenen Auto/Van stehen, aber auch eine seiner Hütten mieten. Er sorgt für seine Gäste mit Informationen, traditionellem Essen und Adventure Tours in Gambia und Senegal.
Der Platz bietet schöne Bäume, Schatten, Lagerfeuer, einen Brunnen, Dusche und traditionelles WC. Zu Fuß in weiteren fünf Minuten ist man am Fluß und kann im Schatten eines riesigen Baobap Baumes relaxen. Mr. B hat mich nach Bara zum Einkaufen begleitet – dafür habe ich seinen uralten Jeep mit Zündproblemen abgeschleppt.
Ich habe gerne auf dem Camp 5 Tage bei Reggea Musik und mit einem durchgeknallten Hahn – der morgens um 4:00 schon den Tag begrüßt – verbracht. Facebook Mr. B
Armes Gambia – Touristen Gambia
Gambia steht an Stelle 173 ! des UN Entwicklungsindex HDI. In Buniadu war ich auf dem lokalen Markt. 5 Frauen bieten zusammen ca. 10 kg Gemüse an. Sonst nichts. Es gibt 3 Läden die alle die gleichen Waren führen. Ein extrem eingeschränktes Angebot. Die Menschen und Kinder oft mangel ernährt, da Vitamine fehlen und an eine ausgewogene Ernährung nicht zu denken ist. Selbst der Markt in Bara ist für mich erschreckend. Und dann mit der Fähre auf die andere Seite: Banjul South Bank. Hier war ich kurz als Begleitung im Krankenhaus.
Leider konnten wir unsere Mission nicht erfüllen, das der Röntgenraum kurzerhand einen neuen Fußboden erhält. Es sah aus wie im Rohbau aber versprochen wurde, das das Röntgen am kommenden Tag wieder möglich sein sollte.
Und dann der Kontrast in Senegambia.
Touristen Hotels, Restaurants und Bars. Hier bekommt man gefühlt alles, das Gemüse ist frischer, es gibt Alkohol und viele weiße Menschen. Wir „Fliehen“ weiter an der Küste entlang ca. 50km an die Senegalesische Grenze und genießen in einer einsamen Lodge den Palmenhain, den tollen Sandstrand, das Meer und den Sonnenuntergang. So viel Gegensatz an einem Tag auf 70 km. Unfassbar.
Was hat Gambia mit mir gemacht?
Ich konnte mich ein wenig auf die Menschen einlassen, trotz der kurzen Zeit, aber aufgrund der Freundlichkeit und der Nähe über das Health Center. Ich denke ich möchte nochmals hin, um auch mehr von Inland am Gambia River entlang zu sehen. Ich merke aber auch, dass mich diese Langsamkeit und Tatenlosigkeit bedrückt, ein wenig nach westlichen Maßstäben hoffnungslos wirkt. Der Plastik Müll auch hier, tolle Plätze in der Natur aber chaotisch in den Städten. Ich wurde auch angesprochen, bei Projekten zu unterstützen aber auch angesichts der politischen Situation alles sehr unklar. Ich wünsche mir das die jungen Menschen den Wert von Bildung erkennen und in Ihrem Land bleiben um etwas zu bewegen. Ich wünsche mir das die Gelder der Touristen in die Bevölkerung fließt und nicht an den Managern kleben bleibt. Ich wünsche mir das die Menschen den Wert Ihrer Traditionen erkennen und nicht blind dem westlichen Bild nacheifern.
Ich nehme für mich und mein Leben in der westlichen Welt wieder viele Impulse und Gedanken mit.
Gambia, Barra 20.1.2020